Bischof Thomas Adomeit: Die Welt braucht den Geist der Vergebung, der Barmherzigkeit und der Hoffnung dringender denn je
Die Welt brauche den Geist der Vergebung, der Barmherzigkeit und der Hoffnung dringender denn je, betonte der Oldenburger Bischof Thomas Adomeit in seiner Predigt am Pfingstmontag, 9. Juni, in der Oldenburger St.-Lamberti-Kirche. „In einer Zeit, in der sich Menschen voneinander entfernen, in der Spaltung und Polarisierung wachsen, setzt der Heilige Geist auf Gemeinschaft, auf das Miteinander.“ Der Geist lehre die Menschen, Unterschiede nicht als Bedrohung, sondern als Reichtum zu begreifen. „Er ermutigt uns, über Gräben hinweg Brücken zu bauen, den Dialog zu suchen, auch dort, wo es schwerfällt“, so der Bischof der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg in seiner Predigt (Matthäus 16,13-19).
Angesichts der vielfältigen Krisen in der Welt säßen viele Menschen hinter verschlossenen Türen ihrer Angst, ihrer Einsamkeit, ihrer Verzweiflung. Verstärkt werde dies durch die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, politische Instabilität, Flüchtlingsströme, soziale Ungleichheiten, Klimakatastrophen. Die Schöpfung ächze unter der Last menschlichen Tuns, so Adomeit. „Wir erleben das Ringen um Wahrheit und Orientierung in einer Welt, in der Meinungen lauter werden als Fakten, in der Populismus und Nationalismus wieder salonfähig werden.“
Doch Pfingsten bedeute: Gott rufe die Menschen in die Verantwortung. „Nicht als perfekte Menschen, sondern als Glaubende mit all unseren Schwächen.“ Gott wirke gerade durch die Schwächen der Menschen, durch ihre Unvollkommenheit und Bedürftigkeit. Dabei durchbreche der Geist Gottes die verschlossenen Türen der Angst, er sei stärker als die Angst. Das verheiße Pfingsten. Zu diesen Ängsten gehörten „die Sorge um unsere Demokratie, die Angst vor dem Klimawandel, die Ohnmacht angesichts internationaler Konflikte, die Spaltung unserer Gesellschaft.“
Der Geist Gottes wirke konkret, sagte Bischof Adomeit. „In Menschen, die sich für den Frieden einsetzen, die Gerechtigkeit suchen, die sich für Flüchtlinge engagieren, die den Mut haben, Versöhnung zu wagen, die Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung übernehmen.“ Der Geist Gottes gebe die Kraft, die Welt nicht sich selbst zu überlassen.
Der Heilige Geist sei auch ein Geist der Erneuerung. Er lasse die Menschen nicht erstarren in alten Mustern, sondern rufe sie zu mutigen Veränderungen auf. „Auch unsere Kirche steht in einem tiefgreifenden Wandel. Mitgliederzahlen sinken, alte Gewissheiten tragen nicht mehr. Aber an Pfingsten lernen wir: Kirche ist nicht Institution allein. Kirche ist Gemeinschaft derer, die im Geist Gottes miteinander verbunden sind. Kirche lebt da, wo Menschen zusammenkommen, um Gottes Wort zu hören, Sakramente zu empfangen und in seinem Geist zu handeln.“
Für Bischof Adomeit ist der Heilige Geist aber auch der Geist des Trostes. In persönlichen Krisen, in Krankheit, Trauer, Einsamkeit, in all den Brüchen des Lebens, sei er der Tröster, der stärke und neue Wege eröffne. Der Geist Gottes sei keine einmalige Gabe, sondern eine fortwährende Kraft, die Generation für Generation neu Menschen berufe und begeistere.
Hier finden Sie den vollen Wortlaut der Pfingstmontagspredigt von Bischof Thomas Adomeit im Format PDF.